Zusammenfassung
Ein tragisch verlaufener Fall einer neonatalen Sepsis, bei der die Diagnose einer
Osteoarthritis erst retrospektiv im Alter von 6 Monaten gestellt wurde, mit schweren
deformierenden metaphysären Strukturstörungen veranlaßte uns, auf die radiologische
Frühdiagnose der septischen Osteoarthritis erneut hinzuweisen. Hervorgehoben wird
die Bedeutung der im Röntgenbild erkennbaren Weichteilveränderungen bei Mitbeteiligung
des Skelettsystems im Rahmen der Sepsis. Der früheste Befund ist die Abhebung des
Fettstreifens entlang der Metaphyse langer Röhrenknochen. Weitere, nur an den Weichteilen
der Extremitäten faßbare Befunde sind für eine Osteoarthritis ebenso beweisend wie
die erst nach 1 bis 2œ Wochen erkennbaren Knochendestruktionen und Periostabhebungen.
Die Frühveränderungen im Röntgenbild sind wichtig für die Herdlokalisierung z. B.
vor einer Punktion des subperiostalen Abszesses oder des Gelenkes für die in diesem
Alter besonders wichtige Erregerdiagnostik, außerdem zur Druckentlastung von Gelenkempyemen.
Die Erregerdiagnostik ist mit Punktion befallener Skelettabschnitte oft erfolgreicher
als mit der Blutkultur. Nur die Frühbehandlung vor der Zerstörung von Teilen des Wachstumsknorpels
führt zu folgenloser Ausheilung der Osteoarthritis. Die Frühdiagnose einer septischen
Coxitis anhand von Weichteilsymptomen kann vor der Destruktion des Femurkopfes bewahren.
Wir empfehlen ein sog. „Babygramm“ nach der klinischen und laborchemischen Diagnose
einer Sepsis und eine weitere Röntgenkontrolle nach 10 bis 14 Tagen.
Summary
A fatally ending index case of septic osteoarthritis that was diagnosed retrospectively
initiated this report. This patient had severe, asymmetrically distributed metaphyseal
growth disturbances at many long bones. In order to determine the features of early
radiologic diagnosis we report the findings of 7 further patients with neonatal septic
osteoarthritis with clinical and radiological follow-up. The most improtant observation
for early radiologic diagnosis of osteoarthritis is the displacement of fat layers
along the metaphysis. Other findings of the soft tissues have the same diagnostic
value as bone destruction and subperiosteal new bone formation found one to three
weeks later on roentgenfilms. Detecting early signs of osteoarthritis helps in localizing
the focus for bacteriologic diagnosis, which is said to be more successful than blood
cultures. Diagnosing a joint empyema initiates surgical intervention for pressure
relief in order to avoid necrosis of the epiphysis as seen in the femoral head in
septic arthritis of the hip joint. Early diagnosis and treatment prior to destruction
of the growing cartilage is necessary to avoid growth disturbances and length discrepances
of long bones. In cases of sepsis a so called “babygram” and a repeat examination
10 to 14 days later is mandatory.